Meine Erfahrungen mit Job-Stress 

Ausgebrannt und ausgebeutet

Auch ich habe bereits unter Jobstress gelitten! Meine wohl prägendste Erfahrung habe ich im Bäckereiverkauf erlebt. Tatsächlich habe ich diese Anstellung gewählt, um zwischen Bachelor- und Masterstudium einen Einblick in eine ganz andere Seite der Gesellschaft zu gewinnen und meinen Horizont zu erweitern. 

Und ich wurde mit Erfahrungen überhäuft! Nur leider nicht von der guten Sorte…

  • viel zu hohe Anforderungen bei dauerndem Personalmangel
  • ein feindseliges, misstrauisches Betriebsklima
  • sehr geringer Lohn und keinerlei Wertschätzung
  • Ausbeutung der Mitarbeiter und Missachtung des Arbeitsschutzes


…aus betriebspsychologischer Sicht ein Totalausfall! Ich, als damals angehender Psychologe, konnte kaum glauben, welche Zustände in manchen Betrieben herrschen.

Eine kleine Anekdote zum Einblick in die Arbeitsverhältnisse möchte ich nicht vorenthalten: Um die Leistung der Mitarbeiter zu monitoren, wurden Undercover-Testkäufer eingesetzt, die ihre Einkaufserfahrung an den Betrieb weitermeldeten. Ihr Fazit: Die Mitarbeiter wirken hektisch und gestresst. Welchen Schluss zog der Betrieb daraus? Uns wurde aus der Chefetage gemeldet, wir sollten weniger gestresst und hektisch auftreten vor den Kunden. 
'Weiß denn dieser Betrieb nicht, dass er für die zahlreichen Krankschreibungen und Kündigungen selbst verantwortlich ist?', dachte ich mir. Aber sie wollten es nicht sehen.

Ich war immer auf der Arbeit (mindestens 6 Tage die Woche) und rannte nur noch im Hamsterrad. Und das spiegelte sich auch in meiner Gesundheit wider:

  • Gewichtszunahme bei gleichzeitiger Erschöpfung
  • ständige Gelenkschmerzen, Verspannungen und Kopfschmerzen
  • emotionale Abscheu gegen den Job und eine unbändige Sehnsucht nach Feierabend
  • permanente Gereiztheit und eine zynische Einstellung anderen Menschen gegenüber 


Hier müssten alle Alarmglocken schrillen, denn das sind gleich mehrere Schritte in Richtung Burnout

Welche drei Lehren habe ich also gezogen, um mich aus dieser Misere zu ziehen? Die nachfolgende Slideshow liefert die Antworten. (Zum Weiterblättern einfach rechts auf den Pfeil klicken)

1. Auf meinen Körper und meine Bedürfnisse hören!

Um dort herauszukommen, habe ich zunächst begonnen, auf meinen Körper zu hören. Verletzt oder unwohl? Zuhause bleiben! Das klingt sehr grundlegend, ist jedoch für manche Menschen ein wichtiger erster Schritt. 
Dadurch, dass mein Kollegium auseinandergerissen wurde, fiel soziale Unterstützung am Arbeitsplatz weg. Jedoch suchte ich sie mir in meinem privaten Umfeld, sowohl emotional als auch handlungsorientiert (Was kann ich tun?). 
Um den Stress in meiner Freizeit zu mildern, habe ich Sport und Entspannungsübungen (z. B. Autogenes Training) gemacht, Bücher gelesen, die mich aufmuntern, oder mit denen ich mich selbst noch besser kennenlernen konnte. 

2. Für mich einstehen ist eine Lebensaufgabe

Für meine Gesundheit wurde es essenziell, nach außen Grenzen zu setzen und nicht länger der Spielball meiner Vorgesetzten zu sein. Ich habe also an mir selbst gearbeitet und bin in schwierigen Situationen für mich eingestanden – beispielsweise, wenn ein Vorgesetzter herablassend oder beleidigend wurde. Höflich aber bestimmt habe ich den Vorfall angesprochen und mir bewiesen, dass ich nicht alles hinnehmen muss!

Hier fasste ich auch den Entschluss, aus diesen negativen Erfahrungen möglichst viel mitzunehmen: Wie möchte ich mein Leben gestalten? Was macht mich glücklich und hält mich gesund? Wie kann ich andere Menschen dabei unterstützen, ihr Leben gesundheitsförderlich zu gestalten? Dies habe ich mir nun zur beruflichen Aufgabe gemacht.

3. Im Schlamm wächst der Lotus

...oder: Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Limonade daraus!
Sobald mein Anstellungsverhältnis beendet war, bin ich regelrecht aufgeblüht. Endlich wieder ein Leben! Heute bereue ich diese „schlechte“ berufliche Erfahrung jedoch keineswegs, denn viele Erkenntnisse und positive Gewohnheiten habe ich nur gewonnen, weil ich meine Grenzen kennengelernt habe. Insgesamt haben mich diese Herausforderungen sogar ein gutes Stück resilienter gemacht.

Zudem kann ich nun all jene noch besser verstehen, die mit einem schwierigen Job über die Runden kommen müssen, dafür aber nicht ihre Gesundheit opfern wollen – ein Balanceakt. Mein Methodeninventar konnte ich durch meine eigenen Erfahrungen weiter ausbauen und helfe nun Menschen, die mehr Ruhe, Entspannung und Stressausgleich in ihr Leben bringen möchten.